Es folgt ein kurzer Abriss über die Kriege, der
letzten 12 Jahre, die deutliche Ölspuren hinterlassen haben. Diese Chronologie und die Zusammenfassungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Der „2. Golfkrieg“/Irak
02.08.1990 Besetzung Kuweits durch irakische Truppen. Am gleichen Tag wird die Sicherheitsratsresolution (SR) 660 verabschiedet, die den
unverzüglichen und bedingungslosen Rückzug der irakischen Truppen fordert.
06.08.1990 Verhängung von wirtschaftlichen und handelpolitischen Sanktionen durch die SR 661.
29.11.1990 Die SR 678 ermächtigt die Mitgliedstaaten der UNO, die mit der Regierung Kuweits kooperieren, alle erforderlichen Mittel
einzusetzen um der SR 660 Geltung zu verschaffen.
17.01.1991 Der Krieg, der internationalen Streitkräfte gegen den Irak beginnt mit schweren Bombardierungen und Raketenangriffen.
24.02.1991 Beginn der Bodenoffensive.
27.02.1991 Die irakische Regierung unterwirft sich der SR 660 und allen anderen, den Golfkrieg betreffenden Resolutionen der UNO.
Insgesamt wurden bei 110.000 Luftangriffen 88.500 Tonnen Bomben abgeworfen. 93% der Bomben waren keine Lenkwaffen.
Darunter 5 Tonnen schwere Benzin-Luft-Brandbomben (sog. Daisy Cutter), die eine Druckwelle annähernd von kleinen Kernwaffen erzeugen.
Am 22.3.1991 schätzte die Defense Intelligence Agency die militärischen Opfer des Irak auf 100.000.
Die Bombardierung des Irak kostete unmittelbar mehr als 150.000 Menschenleben.
Die Gesamtzahl der US-Verluste einschließlich der 37 Soldaten, die laut offiziellen Eingeständnis durch „freundliches Feuer“ ums Leben kamen, lag laut Pentagon bei 148 Toten.
Ölspuren: Wichtiges Fördergebiet und Transitstrecke
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Irak nach dem Krieg
Verschiedene Irak-Themen
Zur BRD-Beteiligung am Krieg gegen den Irak.
Somalia
04.12.1992 UN-Sicherheitsrat billigt die Entsendung einer multinationalen Truppe,
um die Versorgung der notleidenden Bevölkerung notfalls mit Waffengewalt durchzusetzen (SR 794).
- Die Truppen werden ermächtigt, „alle erforderlichen Mittel“ zu ergreifen, damit
die Hilfsmaßnahmen realisierbar werden.
- Die internationalen Truppen handeln im Auftrag des UN-Sicherheitsrates.
- Ein Zeitrahmen für die Aktion wurde nicht vorgegeben.
- Der Einsatz soll ausschließlich humanitären Zwecken dienen.
09.12.1992 Die „Operation Restore Hope“ beginnt mit der Landung von 1.800 US-Soldaten.
06.06.1993 SR 838 ermächtigt die UNO-Soldaten zur „Neutralisierung von
feindlichen Radiosendern“ und zur Festnahme der Befehlshabern, die für die Tötung der 23 pakistanischen UN-Soldaten verantwortlich sind (sie wurden am Vortag bei der Kontrolle der Radiostation von Aidid getötet).
12.06.1993 Mehrtägige Luftangriffe werden geflogen in deren Verlauf unzählige Zivilisten getötet werden.
15.06.1993 Auf eine unbewaffnete Demonstration wird von UN-Soldaten geschossen. Mindestens 20 Tote.
03.10.1993 Bei schweren Auseinandersetzungen werden 18 US-Soldaten getötet und mehr als 500 Somalis.
Okt. 1993 Die USA kündigen die Aufstockung ihres Kontingentes und gleichzeitig ihren Rückzug aus Somalia an.
16.11.1993 Der Sicherheitsrat suspendiert die SR 838.
01.03.1995 Die letzten UN-Truppen verlassen Somalia.
Der amerikanische Somalia-Beauftragte Robert Oakley sprach von 6.000 bis 10.000 Somalis, die allein im Zeitraum zwischen Juni und Oktober 1993 in den
Kämpfen zwischen den UN-Soldaten und den Sympathisanten des – mittlerweile selbst erschossenen – Milizgenerals Aidid getötet wurden. Dabei überrascht wenig,
dass der US-Generalmajor Anthony Zini darauf hinweist, dass zwei Drittel der Opfer Kinder und Frauen waren.
Allein bis zum Ende des Jahres 1994 waren 131 UN-Soldaten getötet worden – „the highest toll in a single UN mission in such a short period“, wie SIPRI meldete.
Ölspuren: Erdölvorkommen und strategische Öltankerroute
Zum ausführlicheren Somalia-Text
Zur BRD-Beteiligung am Krieg in Somalia.
Zur aktuellen Situation in Somalia
Tschetschenien
11.12.1994 Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien auf Grundlage eines
präsidialen Dekrets ohne Zustimmung der Duma oder des Förderationsrates.
18.12.1994 Beginn der Bombardierungen der Hauptstadt Grosny.
19.01.1995 Einnahme des Präsidentenpalastes durch russische Truppen in Grosny.
14.06.1995 Eine tschetschenische Kommandoeinheit nimmt in der südrussischen
Stadt Budennovsk 1000 Geiseln. Viele Geiseln sterben bei dem Versuch russischer Spezialtruppen die Geiseln zu befreien. Am 18.06. erhalten die tschetschenischen
Kämpfer freies Geleit nach Tschetschenien und die Zusage von Verhandlungen sowie dem Stopp der Militäroperationen.
30.07.1995 Waffenstillstandsabkommen, das den Rückzug der russischen Truppen
sowie die Entwaffnung der tschetschenischen Rebellen vorsieht.
14.08.1995 Jelzin legt sein Veto gegen weitere Verhandlungen zur Festigung des Waffenstillstandsabkommen ein.
14.12.1995 Mit der Einnahme der tschetschenischen Stadt Gudermes durch Rebellenverbände endet der Waffenstillstand.
Frühjahr 96 Heftige Kämpfe vor allem in den unzugänglichen Bergregionen aber
auch in der zerstörten Hauptstadt Grosny und in anderen Städten.
31.05.1996 Neues brüchiges Waffenstillstandsabkommen, das nach der russischen Präsidentenwahl vom 3.7.96 keinen Bestand mehr hat.
09.07.1996 Beginn einer großen russischen Offensive mit der Einnahme Grosnys,
das am 6.8.96 von tschetschenischen Verbänden zurück erobert wird.
31.08.1996 Waffenstillstandsabkommen, das den Rückzug der russischen Truppen
regelt und Verhandlungen über den zukünftigen Status Tschetscheniens bis zum 31.12.2001 vorsieht.
Dieser Waffenstillstand hält.
Der erste Tschetschenienkrieg war als „Militäroperation“ von wenigen Tagen geplant. Über anderthalb Jahre lang, von Dezember 1994 bis Ende August 1996
gelang es den tschetschenischen Kampfverbänden den russischen Truppen heftigen Widerstand entgegen zu setzen. Schätzungen über die Zahl der Todesopfer
rangieren von 30.-40.000 über 80.-100.000 Getötete. Im April 1996 waren 437.000 Personen, die vor dem Beginn der Kämpfe ihren Wohnort in Tschetschenien hatten,
beim Flüchtlingsdienst registriert, also etwas 1/3 der Bevölkerung Tschetschenien.
Die Verluste der Besatzungstruppen belaufen sich auf etwa 10.000 bei Kampfhandlungen Getöteter oder Vermisster. Die Verwüstung der Hauptstadt
Grosny und anderer Städte und Dörfer ist in ihrem Ausmaß nur noch Vergleichbar mit der Zerstörung einiger russischer oder deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg. In
etwas mehr als anderthalb Jahren hat die russische Armee eine größere Anzahl an Verlusten hinnehmen müssen als in den neun Jahren ihres Afghanistankrieges.
Ölspuren: Wichtiges Transitland und Erdölvorkommen
Jugoslawien/Kosovo
Seit 1998 Kämpfe zwischen der bewaffneten UCK und jugoslawischen
Sicherheitskräften in der jugoslawischen Teilrepublik Kosovo.
Okt. 1998 Die NATO droht Luftschläge für den Fall an, dass die jugoslawische
Regierung die Repressalien gegen die albanische Bevölkerungsmehrheit im Kosovo nicht eingestellt. Die OSZE entsendet 2000 Beobachter.
15.01.1999 Inszeniertes Massaker von Racak, das später als einer der Gründe für den Angriff auf Jugoslawien bemüht wird.
16.02.1999 Beginn der Verhandlungen von Rambouillet, die am 17.3.99
ergebnislos enden, weil die jugoslawische Regierung die Stationierung von NATO-Truppen im eigenen Land kategorisch ablehnt.
24.03.1999 Beginn der NATO-Luftangriffe gegen Jugoslawien.
14.04.1999 NATO Kampfbomber greifen einen albanischen Flüchtlingstreck bei Djakovica an – 73 Zivilisten werden getötet.
13.05.1999 Bei einem NATO-Angriff auf ein Flüchtlingslager in der Nähe von Prizren werden 87 Flüchtlinge getötet.
10.06.1999 Die jugoslawische Regierung akzeptiert die Bedingungen der NATO
und zieht alle bewaffneten Sicherheitskräfte aus dem Kosovo ab. Die NATO rückt mit eigenen Truppen nach.
10.000 getötete oder verletzte jugoslawische Soldaten (NATO-Schätzung). 1.500 getötete und 5.000 verletzte Zivilpersonen (Schätzungen der jug. Behörden). Mehr
als 855.000 Menschen aus dem Kosovo seit Beginn der Luftangriffe am 24.3.99 Vertriebene/Geflohene (nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR). Zerstörte
jug. Infrastruktur: 34 Straßen- und 11 Eisenbahnbrücken, 57% der Mineralölvorräte.
Mehr als tausend Splitterbomben, auch Streubomben genannt, hat die NATO während des Kosovo-Krieges abgeworfen. 450 Kilogramm wiegt eine Streubombe,
sie besteht aus 202 Behältern mit Einzelsprengsätzen, die jeweils 1.800 extrem scharfe Metallsplitter in sich tragen. Rund 10% dieser Behälter , das wären
mindestens 20.000 Minibomben, sind nicht explodiert, räumen Experten der NATO ein. Die Minengefahr im Kosovo ist heute weitaus größer als in Kambodscha,
Bosnien oder Afghanistan, die bislang zu den am stärksten verminten Ländern der Erde gehören.
Für die deutschen Medien steht die Schuld von Milosovic außer Zweifel. Schnell waren die Seiten mit den gewohnten Beleidigungen gefüllt: „Der Schlächter von
Belgrad“ (Berliner BZ), das „Balkanmonster ... sieht aus wie eine Bulldogge ohne Knochen“ (Bild), „Horst Mahler vergleichbar“ (taz), das „Ungeheuer“ (Freitag).
„300.000 Tote klagen Milosovic an“ lautet die Headline der Münchner Abenzeitung, der Spiegel schrieb tags darauf hanseatisch zurückhaltend von „nahezu 300.000“. Damit sind alle Opferrekorde gebrochen.
Die Differenz zwischen den angeblich im Kosovo ermordeten Albanern, laut Den Haag genau 11.334, und den nach 13 Monaten intensiver Suche gefundenen Toten,
laut Den Haag 2.788, ist doch recht groß.
Ölspuren: Transitland
Zum ausführlichen Text zum Jugoslawienkrieg
Zur BRD-Beteiligung am Krieg gegen Jugoslawien
2. Tschetschenienkrieg
05.09.1999 Etwa 2.000 vor allem tschetschenische Kämpfer dringen über die Grenze nach Dagestan vor und besetzten mehrere Dörfer.
07.09.1999 Die russische Luftwaffe greift Ziele in Tschetschenien an.
30.09.1999 Beginn des Bodenkriegs gegen Tschetschenien. Die Luftangriffe gegen Brücken, Dämme, Ölquellen dauern unvermindert an.
31.12.1999 Jelzin legt sein Amt als Präsident nieder. Laut Verfassung wird Putin
das Präsidentenamt bis zu den Wahlen am 26.3.2000 ausüben.
08.02.2001 Die russische Armee und moskautreue Milizverbände nehmen Grosny
ein. Die staatliche russische Ölfirma Rosneft übernimmt „vorübergehend“ alle tschetschenischen Öl- und Gasvorkommen, sowie die Ölraffinerien.
26.03.2001 Putin wird zum russischen Präsidenten gewählt.
Rest 2001 Die schweren Kämpfe in Tschetschenien halten das ganze Jahr über an.
Nach offiziellen russischen Angaben sind bis heute etwa 3.000 russische Soldaten in Tschetschenien umgekommen. Anfang Oktober 2000 hat das russische
Verteidigungsministerium seine Praxis, jede Woche Verlustzahlen anzugeben, eingestellt. Nach inoffiziellen Angaben aus Nato-Kreisen waren schon im Sommer 2000 12.000 russische Soldaten ums Leben gekommen.
Human Rights Watch geht von 4.000 Toten in Grosny aus und spricht von einer
Mindestzahl von 10.000 toten Zivilisten durch direkte Gewalt. Die Zahl der Toten als Folge von Flucht und Vertreibung, der Zerstörung ganzer Städte, der Landwirtschaft,
der Industrie und der medizinischen Versorgung könnte mehrere Zehntausend betragen. Insofern sind Schätzungen von tschetschenischer Seite, dass es 45.000
Tote gegeben hat und bis heute 18.000 Menschen vermisst werden, durchaus glaubwürdig.
Ölspuren: Wichtiges Transitland und Erdölvorkommen
Afghanistan
11.09.2001 Anschläge in den USA auf das World Trade Center und das Pentagon.
Über 3.000 Menschen kommen dabei um. Die USA machen Bin Laden und seine El Kaida Organisation für die Anschläge verantwortlich.
02.10.2001 Die NATO ruft zum erstem Mal in ihrer Geschichte wegen der Anschläge vom 11.09.2001 den Bündnisfall aus.
07.10.2001 Unterstützt von Großbritannien beginnen die USA mit den Luftangriffen auf Afghanistan.
19.10.2001 Der erste Einsatz von US-Bodentruppen wird bekannt.
09.11.2001 Die Nordallianz unter General Dostum nimmt Mazar-i-Scharif ein.
13.11.2001 Kabul wird praktisch widerstandslos von der Taliban geräumt und den Truppen der Nordallianz überlassen.
25.11.2001 Mit Kunduz fällt die letzte Bastion der Taliban in Nordafghanistan. Von
den mehrere Tausend gefangenen Taliban werden in den nächsten Tagen und Wochen mindestens 1000 getötet und in der Wüste von Dasht-e-Leili mit Wissen der USA verscharrt.
Die USA beginnen mit der Landung von 1.000 Soldaten nahe Kandahar.
01.12.2001 Die USA bombardieren massiv die Bergregion Tora Bora. Dabei zerstören Bomben ein ganzen Dorf und töten 200 Dorfbewohner.
10.12.2001 Die letzten Talibaneinheiten übergeben die Stadt Kandahar an lokale
Milizen. Mullah Omar kann aus der belagerten Stadt entkommen.
18.12.2001 In der Bergregion Tora Bora ergeben sich die letzten Taliban und El
Kaida Einheiten. Der Aufenthaltsort von Bin Laden bleib unbekannt.
22.12.2001 Die Übergangsregierung unter Karsai nimmt ihre Arbeit auf. Zu ihrem
Schutz soll eine internationale Streitmacht, darunter auch deutsche Soldaten, ab Dezember in Kabul stationiert werden.
Ein Konvoi afghanischer Würdenträger, der auf dem Weg zur Amteinführung von Karsai in Kabul war, wird von der US Luftwaffe beschossen. 65 Tote.
März 2002 Bei der Operation Anaconda (Stürmung der Bergregion Tora Bora) kommen 9 US-Elitesoldaten ums leben, unzählige werden verletzt.
06.03.2002 Fünf NATO-Soldaten (2 Deutsche, 3 Dänen) sterben bei einer fehlgeschlagenen Raketenentschärfung.
Juni 2002 Die Loja Dschirga (Große Ratsversammlung) bestätigt nach zähen Verhandlungen die Regierung unter Karsai für weitere 18 Monate.
01.07.02 US-Streitkräfte beschießen eine Hochzeitsgesellschaft und töten dabei
48 Menschen, 117 weitere werden z.T. schwer verletzt.
Die USA haben in Afghanistan mindestens 600 Streubomben abgeworfen. Viele über bewohnten bzw. landwirtschaftlichen Gebiet. Jede Streubombe enthält 202
einzelne, in gelb gehaltene Einzelbomben. Die Minenräumer gehen davon aus, dass mindestens 7% bis 30% der insgesamt 121.200 Bomben nicht explodiert sind. Dies
sind bei einer Annahme von 11% 13.333 Blindgänger. Häufig werden diese Blindgänger für Spielzeug oder harmlosen Plastikschrott gehalten, oder sie werden
mit den ebenfalls gelben Lebensmittelpaketen verwechselt, die die USA in den ersten Kriegstagen über Afghanistan abwarfen.
Mindestens 3.600 Zivilisten sind bisher durch den Bombenkrieg der USA und Großbritannien getötet worden.
Laut dem us-amerikanischen privaten Nachrichtendienst Stratfor, dessen Kunden vor
allem Großkonzerne sind, haben die USA in Afghanistan bis zum Oktober 2002 42 Soldaten verloren, 346 wurden bei Kampfhandlungen und Unfällen verletzt. 110 US-Soldaten gelten als vermißt.
Ölspuren: Wichtiges Transitland und Erdgasvorkommen
Zur BRD-Beteiligung am Krieg gegen Afghanistan
Zum Arundhati Roy Text: Der Terror ist nur ein Symptom
Afghanistan aktuell 2003
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